Die Herstellung von Kleidungsstücken erfordert 4 Milliarden Tonnen Wasser pro Jahr, um etwa 30 Milliarden Kilo Stoff zu färben. Nach Schätzungen der Weltbank ist die Textilindustrie für 20% der weltweiten Verschmutzung durch Industrieabwässer verantwortlich. Diese verschmutzten Gewässer gelangen in Flüsse, Seen und andere Wasserläufe in der Nähe von Textilfabriken und verseuchen lokale Gemeinschaften. Auch zu Hause ist das Waschen von Kleidung eine Quelle für eine verschärfte Wasserverschmutzung: Textilien enthalten Mikrokunststoffe, die aus den synthetischen Fasern, aus denen sie hergestellt werden (Polyester- oder Acrylpolymere), stammen. Während des Waschvorgangs werden diese Partikel, die für das bloße Auge meist unsichtbar sind, in das Wasser freigesetzt und brauchen Jahrzehnte, um sich abzubauen.
Im Jahr 2015 betrugen die Treibhausgasemissionen der Textilindustrie ca. 1,2 Milliarden Tonnen CO₂, und damit mehr als die jährlichen Emissionen der Zivilluftfahrt und der Seeschifffahrt zusammen. Diese Emissionen stehen hauptsächlich im Zusammenhang mit der Produktion von Rohstoffen, z.B. der Aufzucht von Kühen für die Lederproduktion oder Schafzucht für die Wollproduktion, aber auch mit der Herstellung von Baumwolle sowie künstlichen und natürlichen synthetischen Materialien. Heute stammen 70% der weltweit produzierten synthetischen Fasern aus Erdöl, einem nicht erneuerbaren fossilen Brennstoff. Auch der Transport der Fertigprodukte verbraucht enorm viel CO₂, da er meist per Flugzeug und über weite Strecken erfolgt.
Im Jahr 2013 kamen mehr als 1.100 Textilarbeiterinnen und -arbeiter beim Zusammenbruch des Industriekomplexes Rana Plaza in Bangladesch ums Leben, wo viele Textilunternehmen ihre Kleidungsstücke herstellen ließen. Dies war die bisher tödlichste Tragödie in der Textilwelt. Weltweit arbeiten fast 75 Millionen Menschen in der Bekleidungs-, Leder- und Schuhindustrie, von denen die meisten nicht genug verdienen, um davon zu leben. Eine Textilarbeiterin in Bangladesch verdient durchschnittlich 0,32 US-Cent/Stunde, den niedrigsten Durchschnittslohn der Welt, während der Textilsektor 17% des BIP des Landes ausmacht. Auch die Sicherheit und Gesundheit der Bekleidungsarbeitern und Bekleidungsarbeiterinnen ist nicht gewährleistet, da es in den Textilfabriken im globalen Süden regelmäßig zu Bränden und tödlichen Unfällen kommt.
Die Herstellung einer Jeans oder eines T-Shirts hat erhebliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit. Der Textilsektor ist ein wichtiger Abnehmer von chemischen Produkten. Im Textilsektor werden 3500 chemische Substanzen verwendet, von denen 1000 dem Industriegeheimnis unterliegen. Von den verbleibenden 2500 haben 350 besonders gefährliche Eigenschaften. Dazu gehören endokrine Disruptoren (EDCs), die langlebig und giftig sind und sich im Körper anreichern, sowie gesundheitsschädliche Flammschutzmittel usw. Die Herstellung von Jeans kann auch das Leben der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Bekleidungsindustrie gefährden: Die Sandstrahltechnik zum Waschen von Jeans ist zwar inzwischen weniger verbreitet, aber immer noch riskant, da die Kieselsäure im Sand gesundheitsschädlich ist und bei längerer Exposition Lungenerkrankungen wie Silikose verursachen kann.
In den letzten 15 Jahren hat sich die Textilproduktion fast verdoppelt. Heute werden jedes Jahr mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke hergestellt. Auch die Textilindustrie erzeugt jährlich 2,1 Milliarden Tonnen Abfall. Etwa 87% dieser Textilabfälle landen auf Deponien oder werden verbrannt, was einem ganzen Müllwagen voller Kleidung entspricht, der weltweit täglich pro Sekunde verschwendet wird. Kleidung wird auch enorm wenig genutzt: Verglichen mit 2005 tragen wir ein Kleidungsstück über ein Drittel weniger, bevor es in einer dunklen Ecke oder im Müll landet. Infolgedessen verschwenden Verbraucherinnen und Verbraucher auf der ganzen Welt jedes Jahr 460 Milliarden Dollar, nur weil sie Kleidung wegwerfen, die noch länger getragen werden könnte.
Wenngleich der Kauf von weniger Kleidung die zugänglichste Lösung bleibt, ist Recycling auch eine gute Alternative, um Textilabfälle zu reduzieren. Seit 2007 wird der Öko-Beitrag für Textilien, ein obligatorischer finanzieller Beitrag zur Sammlung und Behandlung von Abfällen, den Textilunternehmen im Rahmen der erweiterten Herstellerverantwortung durch das französische Gesetz auferlegt. Diese Unternehmen müssen entweder ein individuelles System für das Recycling und die Behandlung ihrer Abfälle einrichten oder einen finanziellen Beitrag an eine zu diesem Zweck gegründete Einrichtung leisten, der sie angehören. In Frankreich gibt es mehr als 45.614 Sammelpunkte und 52 Sortierzentren. Im Jahr 2018 wurden in Frankreich und Europa 187.000 Tonnen Textilien sortiert, von denen 58,6% wiederverwendet und 32,6% recycelt wurden. Nur 0,4% waren nicht verwertbar.
Durch das Waschen von Kleidung werden Tausende von Plastikfasern und toxische Produkte, die mit dem Färbeprozess zusammenhängen, in die Meere geleitet. Tatsächlich entstehen durch eine einzige Wäsche 1900 Mikrofasern im Abwasser. Weniger häufiges Waschen der Kleidung reduziert die Menge der Mikroplastikprodukte, die in das Wasser freigesetzt werden und das Meeresökosystem gefährden. Waschmittel können auch sehr umweltschädlich sein, wenn sie nicht biologisch abbaubare Substanzen enthalten. Um die Auswirkungen jedes Waschvorgangs zu begrenzen, ist es vorzuziehen, Waschmittel mit dem Europäischen Umweltzeichen zu verwenden, das strenge Vorschriften einhält.
Im Februar 2020 wurde bspw. in Frankreich ein Gesetz verabschiedet, dass die Vernichtung von unverkauften Textilien bis 2021 verbietet, um Wiederverwendung und Recycling zu fördern. Ab 2025 müssen alle neuen Waschmaschinen, die in Frankreich verkauft werden, mit einem Mikrofaserfilter ausgestattet sein. Auf europäischer Ebene wurde im Rahmen des von der Europäischen Kommission eingerichteten « European Green Deal » im März 2020 ein Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft vorgestellt. Demnächst soll eine europäische Strategie für Textilien vorgeschlagen werden. Diese Strategie sieht vor, den Sektor der « Kreislaufwirtschaft » und der umweltfreundlichen Textilien zu fördern und die Textilrecyclingindustrie in der Europäischen Union zu verbessern.
Seit der Tragödie des Rana Plaza im Jahr 2013 wurde in Bangladesch ein Abkommen über industrielle Gebäudesicherheit und Brandschutz umgesetzt, das von fast 200 Textilunternehmen aus der ganzen Welt unterzeichnet wurde. Es wurde 2019 um ein weiteres Jahr verlängert und hat die Sicherheit in Tausenden von Fabriken verbessert, unter anderem Dank der Installation von Feuermeldern und Notausgängen. Auch die Löhne sind nach den Streiks der Beschäftigten leicht gestiegen, und die Arbeitnehmerrechte werden besser respektiert. Doch obwohl diese spürbaren Verbesserungen wichtig sind, werden sie auch durch das mangelnde Engagement allzu vieler Unternehmen beeinträchtigt. Es bleibt noch viel zu tun, insbesondere von Seiten jener Parteien, die das Abkommen nicht unterzeichnet haben, obwohl es beweist, dass die Achtung der Arbeitnehmer- und Arbeitnehmerinnenrechte und ihrer Sicherheit die Produktivität der Unternehmen nicht beeinträchtigt.
Was neue Kleidung betrifft, so ist das Wichtigste, weniger und bessere Kleidung zu kaufen. Dafür ist auf bestimmte Labels zu achten, die umweltfreundlichere Produktionsbedingungen und manchmal auch die Achtung der Grundrechte am Arbeitsplatz garantieren. Die zuverlässigsten Labels sind das Europäische Umweltzeichen, GOTS, ein internationales Privatlabel, das giftige Substanzen bei der Herstellung von Textilien verbietet und die grundsätzliche Einhaltung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen gewährleistet, oder Öko-Tex, das garantiert, dass gekennzeichnete Stoffe die gesetzlichen Grenzwerte für umweltschädliche, krebserregende und allergieauslösende Stoffe einhalten. Um den Kauf von Kleidungsstücken zu vermeiden, die schon überall auf der Welt waren, können Sie sich auf das Label Origine France Garantie verlassen. Sie können auch recycelte Fasern oder organische Materialien wählen, die weniger Wasser und Düngemittel verbrauchen, wie Flachs oder Hanf. Auch der Umstieg auf gebrauchte Kleidung ist eine gute Alternative. Bei Jeans ist es besser, wenn sie roh, ungewaschen und nicht zerrissen sind.
Diese Infografik wurde mit der finanziellen Unterstützung der Europäischen Union erstellt. Ihr Inhalt liegt in der alleinigen Verantwortung von WECF Frankreich und kann in keiner Weise als Ausdruck des Standpunkts der Europäischen Union betrachtet werden.